Hingucker
Sind Naturwissenschaftler Künstler? Betrachtet man alte naturwissenschaftliche Veröffentlichungen und die darin enthaltenen Zeichnungen, lautet die Antwort “Ja”. Die Kunst, naturkundliche Objekte zu zeichnen, scheint heutzutage eine überholte Technik zu sein, ist aber nach wie vor unverzichtbar. Der Zeichenstift ist immer noch eines der wichtigsten Werkzeuge der Naturwissenschaften. Das geschulte Auge kann relevante Strukturen erkennen und durch das Zeichnen hervorheben, oft besser als eine Kamera. Genaue Zeichnungen von Lebewesen helfen, sie zu beschreiben und sie taxonomisch einzuordnen.
Gleichzeitig aber werden die Methoden der Naturwissenschaften immer raffinierter, die Meß- und Bildgebungsverfahren immer genauer. Mithilfe von Hightech gelingt es uns, immer tiefer in die Geheimnisse der Natur hineinzuschauen, tiefgehende Fragen zu beantworten – und neue Fragen aufzuwerfen.
Die Idee der Plakatserie ist es, den Einklang zwischen traditionellen und hochmodernen Methoden der Naturwissenschaft hervorzuheben, denn beide Herangehensweisen sind gleichermaßen bedeutend.
Die über 500.000 Objekte aus den Sammlungen des Naturkunde-Museums bieten geduldige Modelle für unsere Zeichenkurs-Teilnehmerinnen unter der Leitung von Dipl.-Des. Imke Brunzema. Einige ausgewählte Zeichnungen waren ab Ende Oktober 2020 auf den Plakaten entlang der Stadtbahnhaltestellen vom namu bis zur Universität zu sehen.
Korrespondierend zu den Zeichnungen finden sich jeweils an denselben Haltestellen Plakatmotive, die verschiedene Bildgebungs- und Messverfahren der modernen Naturwissenschaften darstellen. Die Plakate erläutern, wie in den vergangenen Jahren der technische Fortschritt beispielsweise durch Rasterelektronenmikroskop-Aufnahmen, 3D-Modelle oder DNA-Analysen den Naturwissenschaften neue Perspektiven eröffnete.
Mit Hilfe dieser Hightech-Methoden können heutzutage u.a. morphologische Strukturen nicht nur visualisiert, sondern den Forscherinnen und Forschern für die verschiedensten Fragestellungen international zugänglich gemacht werden. Empfindliche Originale wie zum Beispiel der weltweit einzigartige Bielefelder Urlurch Cyclotosaurus buechneri können beforscht werden, ohne das Objekt zu gefährden.
Wir danken den Künstlerinnen Asayo Schlangen, Marlene Schröter, Edith Scholz, Irmingard von Dreyse, Gisela Lünstroth und Imke Brunzema für die hervorragenden Zeichnungen.
Wir danken folgenden Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern für das freundliche Zurverfügungstellen von Bildmaterial:
- Dr. Heinrich Mallison (Paleo 3D, Pöttmes),
- Dr. Jasper Berndt-Gerdes, (Institut für Mineralogie, WWU Münster),
- Dr. Christian Lackas, (Invicro, FZ Jülich),
- Dr. Gerit Linneweber (Department of Zoology, University of Cambridge),
- Dr. Natalie Frese (Physik supramolekularer Systeme und Oberflächen, Universität Bielefeld)
- Howard Vindin (Weiss Lab, University of Sydney (CC BY-SA4.0))